
Schiff&Hafen | Issue 15/2025
Schiff und Hafen Kompakt 15/2025
Liebe Leserinnen und Leser,
am 24. Juli haben die Menschen alle natürlichen Ressourcen der Erde für das Jahr
2025 aufgebraucht. Der sogenannte Erdüberlastungstag, der in den vergangenen
Jahrzehnten immer weiter im Jahr nach vorne gerückt ist, zeigt, wie das aktuel-
le Wirtschafts- und Konsumverhalten natürliche Ressourcen mehr beansprucht
als rechnerisch zur Verfügung stehen. Würden alle Menschen so leben wie in
Deutschland, wäre dieser Tag den Erhebungen des Global Footprint Network zu-
folge bereits am 3. Mai.
Es überrascht, dass trotz zahlreicher derartiger und ähnlicher wissenschaftlicher Ausführungen immer wieder
und immer noch diskutiert wird, warum der Ressourcenverbrauch deutlich reduziert und der Wechsel zu
nachhaltiger, unabhängiger Energieversorgung erfolgen muss.
Aberwitzig erscheint in diesem Zusammenhang auch das am vergangenen Wochenende abgeschlossene
Handelsabkommen der USA mit der EU. In den kommenden drei Jahren verpflichtet sich die Europäische
Union demnach, US-Energieimporte (vor allem LNG) im Wert von 750 Mrd. US-Dollar zu kaufen. Eine
beeindruckende Zahl, die Fragen aufwirft. Vor allem: Wie sinnvoll und nachhaltig ist es, dass die EU so viel
Geld für fossile Brennstoffe ausgibt? Außerdem: politisch vorgegebene Importmengen passen nicht zu den
bislang freien Energiemärkten. Verträge werden zwischen Lieferanten und Abnehmer verhandelt und Ener-
gie dort gekauft, wo der Preis am niedrigsten ist. Und auch der in der EU geltende Emissionshandel würde
als System ad absurdum geführt. Denn je mehr fossile Energieträger genutzt werden, desto mehr CO₂ wird
freigesetzt. Dafür wären dann zusätzliche Zertifikate nötig. Eine Ausweitung der Gesamtmenge ist im System
des Emissionshandels nicht vorgesehen.
Zum Vergleich: Im Jahr 2024 lieferten die USA Energie im Wert von 60 Mrd. Euro. Für eine Vervierfachung
dieses Wertes fehle es nicht zuletzt an entsprechender Infrastruktur, wie der Zentralverband der Deutschen
Seehafenbetriebe (ZDS) das Handelsabkommen unlängst kommentierte.
In der Substanz sind die 750 Mrd. US-Dollar vermutlich mehr ein Versprechen als eine Verpflichtung;
aus der Klimaschutzperspektive ist das eine vollkommen falsche Richtung. Statt Milliarden in langfristige
LNG-Importverträge zu binden, müsste jeder Euro in den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien flie-
ßen. Doch ausgerechnet bei der Offshore-Windkraft sind die Ausbauziele für 2030 kaum noch zu erreichen
(siehe Daten & Fakten).