SHF
Schiff&Hafen | Ausgabe 03/2017

»Seiner Zeit weit voraus«

März 2017 | Horst Köhler

Wir schreiben das Jahr 1910. Neben Viertakt-Dieselmotoren haben auch große Zweitakt-Dieselmotoren mehrerer Hersteller ihre Brauchbarkeit beim Schiffsantrieb bewiesen. Mit etwa 200 PS werden allerdings nur bescheidene Zylinderleistungen erreicht. Doch es gelingt dem rührigen Generaldirektor des MAN-Werkes Nürnberg, Anton von Rieppel, das Reichsmarineamt für das Projekt eines großen Zweitakt-Dieselmotors zu interessieren. 2000 PS Dauerleistung bei 135 U/min sollte dieser Motor erreichen – pro Zylinder! Möglich machen sollte dies nicht nur ein großes Zylindervolumen (85 cm Bohrung bei 105 cm Hub), sondern vor allem die Verwirklichung des aus dem Dampfmaschinenbau bekannten doppeltwirkenden Prinzips. Im Februar 1910 erhielt MAN Nürnberg den Festauftrag zur Herstellung eines derartigen Motors, der zunächst als Dreizylinder erprobt und danach als Sechszylinder mit 12 000 PS ausgeführt werden sollte. Vorgesehen war der Motor für das Großlinienschiff Prinzregent Luitpold. Sofort begann MAN Nürnberg mit den Arbeiten am komplizierten Dreizylindermotor. Der Kraftstoff wurde mithilfe von Druckluft eingeblasen. Fünf große Luftkompressoren, vier elektrisch und einer durch einen eigenen Dieselmotor angetrieben, mussten die hohen Anlass- und Einblaseluftmengen erzeugen.

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